Freitag, 30. Oktober 2009
Update 10,5 Monate nach OP
So ihr lieben Leute, hier mal wieder ein Update. Inzwischen sind 10 Monate und 2 Wochen seit meiner Magenbypass-OP vergangen. Aktuelles Gewicht 93 kg! Das mag für viele immer noch gewaltig klingen, aber ich habe knappe 70 kg bisher abgenommen, wenn ich davon ausgehe, dass 161 kg + 2 kg mein absolutes Kampfgewicht gewesen sein müssen, bevor ich mich letztes Jahr nach langer Zeit mal wieder auf die Waage getraut habe und der Stein ins Rollen kam.

Wie geht es mir heute? Suuuper gut! Alle Erkrankungen gehören der Vergangenheit an. Kein Diabetes mehr, keine Schlafapnoe, kein Bluthochdruck, keine Gelenkbeschwerden, keine Menstruationsbeschwerden und ein absolut neues Lebensgefühl.

Bzw. hat sich mein Wunsch erfüllt, dass ich mein altes Leben wiederhabe. Boah, wenn das Leben wieder gut ist, dann reflektiert man viel und erkennt umso mehr, wie beschissen es einem wirklich ging.

Im Sommer 2008 war ich gesundheitlich ein Wrack. Sehe ich alte Fotos mit dem hohen Kampfgewicht, dann will und kann ich nicht glauben, dass ich mal so ausgesehen habe. Nein, das war ich nicht. Niemals.

Gut, es gibt Probleme mit der Selbstwahrnehmung, in meinem Kopf ist noch nicht ganz angekommen, dass ich jetzt knappe 70kg weniger wiege. Ich sehe mich immer noch als dick an, was ich ja eigentlich bin. In Läden bin ich immer ganz erstaunt, dass ich in Kleidergröße 44 passe statt 54/56.
Meine alten zu großen Klamotten habe ich mit Freude bei ebay verhökert. Den Kleiderschrank auszumisten und sich vom alten, fetten, kranken Leben zu verabschieden tut sowas von gut.
Ich bin ständig auf Achse, gern auf den Beinen, steige Treppen und oh Wunder, ich treibe 3x pro Woche Sport. Und das mit Begeisterung. Hätte mir vor einem Jahr jemand erzählt, dass ich Sport lieben werde und nicht als notwendiges Übel betrachte, ich hätte demjenigen wohl einen Vogel gezeigt.

Und endlich, endlich kann ich wieder meiner Leidenschaft nachgehen: Rockkonzerte in der ersten Reihe. Woah, was hatte ich das vermisst. Ich bin weder kaputt, noch tun mir die Füsse oder Knie weh, es macht einfach irrsinnig Spaß.

Mein Freund stand immer hinter mir. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich die Kraft hätte, jemanden so intensiv auf dem Weg zu begleiten.
Mein Sohn freut sich wirklich über die neue Mama und nun ist er derjenige, der sagt, ich soll langsamer laufen, er kommt nicht hinterher.
Es gibt Leute, die sagen, ich wäre zu Fuss unterwegs als ob ich auf der Flucht bin, ich soll doch mal langsamer gehen. Oh, das fällt mir echt schwer. Ich kann ja wieder.

Was ich unterschätzt habe, ist die Zeit , die man benötigt für dieses ganze Projekt.
3x Sport pro Woche, 1x Psychotherapie, teilweise noch ehrenamtliche Unterstützung und diverse Online-Hilfe. Ständig muss ich dazu lernen, über Ernährung, Verhalten, mich selbst. Man man, da ist man ganz schön mit sich beschäftigt und wird für sich selbst zumindest eine gewisse Zeit zum Nabel der Welt.

Nochmal was zur Selbstwahrnehmung: Mein Ego ist mördermäßig gewachsen, ich hab mich zum Vorteil verändert. War ich noch letztes Jahr die, die immer schön angepasst, ruhig und immer der Mülleimer für die Sorgen der Welt war, ständig am Helfen und Rotieren für andere Leute, so geh ich inzwischen ganz andere Wege.

Meine Bedürfnisse und Ansprüche haben sich doch sehr geändert. Ich bin nicht mehr mit Peanuts zufrieden. Ich sage was ich will und nicht will, und was ich will, das hol ich mir.
Angepasst sein? Nein, nicht mehr. Aber auch nicht Rebell um jeden Preis. Oder doch? Auch meine Partnerschaft hat sich geändert, ich glaube wir sind gewachsen miteinander.
Auch dort habe ich neue Ansprüche und Bedürfnisse, die ich teilweise sehr deutlich einfordere.

Mein armer Martin, manchmal tut er mir leid und ich frage mich, wie er es schafft, sich immer wieder neu auf mich einzustellen.
Erst eine depressive Freundin auf Pillen, dann eine kranke, extrem übergewichtige Freundin, dann eine gestresste Freundin und nun eine super gesunde, aktive und verückte, teils wilde und anspruchsvolle Frau an seiner Seite.
Ich hab ihn mal gefragt, er sagt, alles ist jetzt besser als vorher. Vorher hat er mein "Ich" gesehen, aber auch wenn ich anstrengender bin, ist es nicht so anstrengend, weil er sich keine Sorgen mehr um mich machen muss bzw. um meine Gesundheit.

Wir leben jetzt einfach. Obwohl einfach ist es nicht immer, weil ich ständig neue Wünsche und Ideen habe und auch nicht mehr so leicht zufrieden zu stellen bin.

Was die Menschen in meinem Umfeld angeht: Ich habe da irgendwann mal radikal den Rotstift ansetzen müssen und ausgemistet. Auch das gehört zu den Veränderungen und war höchste Zeit.

Und ich bin ganz sicher, dass sich noch einige Veränderungen in meinem Leben ergeben.

Ich möchte gern noch ca. 10-15 kg abnehmen, dann ist gut. Mein Bild einer schönen Frau sieht so aus: Leicht mollig bis mollig, also anständig Kurven, nen guten Hintern. Schlank im Sinne der Norm ist nicht, was ich anstrebe. So könnte ich mich definitiv nicht annehmen und es wäre auch ein unrealistisches Ziel.
80-85 kg wäre glaube ich für mich schon ein Ziel, von dem ich mich nie im Leben zu träumen gewagt habe.

Und dann wären da noch so Ziele wie einen neuen Job zu finden und das Rauchen aufzuhören. Erstens ungesund und zweitens brauche ich wohl bald eine komplett neue Garderobe, angefangen von Unterwäsche bis zu Schuhen und Klamotten. Sogar die Schuhe schlottern an den Füßen, unglaublich.
Und da ich leider kein Geld kacken kann, muss ich wohl irgendwann Prioritäten setzen und den Posten Raucherei streichen. ABer eins nach dem anderen. Reinhold Messner steigt auch nicht auf 2 Berge gleichzeitig, wieso sollte ich das tun?

That´s all for today.

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Montag, 24. November 2008
Op-Termin verschoben, wie ätzend!
Oh Mensch, da geht mir nun schon der Arsch auf Grundeis und ich freunde mich mit dem OP-termin knapp vor Weihnachten an, da kommts noch viel besser. Termin verschoben. Vom 15.12. auf den 17.12. Dr. Kaifi aus dem UKE Hamburg rief mich vorhin auf dem Handy an.Planänderung. Also am Freitag den 28.11. doch keine Magenspiegelung, dafür alle anderen Voruntersuchungen. Magenspiegelung und Einrücken zur OP am 16.12. und Op dann am 17.12.2008. Aha, was für eine Scheisse. Ich fühl mich als ob ich mit dem Weihnachtsmann um die Wette renne. Noch 2 Tage länger warten. Aber wer weiss, wozu es gut ist. Vielleicht sind mir an dem Tag die Sterne einfach besser gewogen, der Arzt wird besser drauf sein, oder oder oder.
Auf meine Frage, ob ich denn rechtzeitig zu Weihnachten zu Haus sein würde, da sagte Dr. Kaifi mir, dass man in der Regel nach 4-5 Tagen nach Hause darf. In der Regel. Ich weiss aber von anderen Patienten auch, dass die Regel normalerweise 6-7 Tage betragen kann. Lieber einen Tag länger.
Ob Santa Klaus mich dann mit dem Rentierschlitten vom Krankenhaus abholen kommt?
Ich hoffe, dass nicht nochmal was verschoben wird.

Heute war ich schon mal vorsorglich beim Friseur. Hab mir einen praktischen und hübschen Haarschnitt machen lassen, möcht doch halbwegs ansehlich in die Klinik einrücken. Eitelkeit vergeht einem auch nicht, wenn man einen dicken Arsch hat.

Meine Jungs, ja die sind super zu mir. Martin, der mich so sehr unterstützt, in dessen Armen ich mich einfach hemmungslos ausheulen kann, mit dem ich lachen und albern kann, der zwar nicht soviel labert über das Thema, der mich aber still mit viel Liebe unterstützt. Ich bin soooo unendlich dankbar dafür.

Und dann ist da noch mein kleiner tapferer Junge, der so verständnisvoll ist, der sich so auf seine neue Mutti freut. Auf eine fitte und gesunde Mutti, die bald richtig mit ihm rumtollen kann. Wir beide freuen uns tierisch auf den nächsten Sommer.

Wenn da diese Angst nicht wär. Ich hoffe die Op geht gut, was wenn nicht, dann wäre mein kleiner Junge ganz allein auf dieser Welt. Ohne Eltern. Oh Mann, es wird und darf nichts schiefgehen. Ich pack das. Ich hab schon ganz andere Sachen geschafft.

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Sonntag, 23. November 2008
Op -Termin steht 15.12.2008
Mensch, eigentlich wollt ich regelmässiger schreiben, irgendwie war ich wohl die letzten Wochen ganz schön abgelenkt und mit dem Kopf wo anders.
Letzen Mittwoch, also am 19.11.2008 erhielt ich gegen 10.00 Uhr telefonisch die Zusage meiner Krankenkasse über die Kostenübernahme für die Gastric Bypass Operation. Knapp einen Monat hatte ich auf die Zusage gewartet und oh Wunder, ich hab sie im ersten Anlauf durchbekommen. Der Medizinische Dienst prüft ziemlich hart, ob man denn wirklich ein Kandidat für eine solche Op ist, man muss bestimmte Kriterien erfüllt haben und diese Op muss die allerletzte Möglichkeit bedeuten, sein Gewicht zu reduzieren.
Bisher habe ich es geschafft, in 4 Monaten 17 kg !!!!! alleine abzunehmen. Durch Ernährungsumstellung und Sport und viel Bewegung. Seeehr gut!

Damit habe ich meinen BMI um ca 5 Punkte gesenkt und das OP-Risiko etwas gemindert.
Da meine Ärztin, die mich eigentlich operieren sollte, immer noch auf unbestimmte Zeit erkrankt ist, habe ich die Klinik gewechselt und werde mich nun im UKE Hamburg bei Dr. Mann operieren lassen.

Am 28.11.2008 werde ich dort zu den ganzen Voruntersuchungen aufschlagen inklusive Magenspiegelung.
Am 15.12.2008 werde ich dann auf den OP-Tisch hüpfen und den Magenbypass operiert bekommen.
Mir geht der Hintern auf Grundeis, ich hab Ängste, ich hab Sorgen, ich hoffe, dass alles gut verläuft.

Erst jetzt merke ich, wie sehr ich unter dem Übergewicht gelitten habe, jetzt, wo das neue Leben zum Greifen nah ist. Einerseits macht es mich unendlich traurig, wenn ich zurückblicke und sehen, wieviel Zeit ich verloren habe, Zeit in der ich dick und fett durchs Leben ging. Fast 4 Jahre lang. Gut ich war schon immer pummelig oder mollig, so mocht ich mich aber leiden, so hab ich mich gut gefühlt. Etwas zu dick, aber ich hab nicht drunter gelitten.

Nur die letzten 3,5 Jahre, da war es schlimm, vor allem, weil ich ständig zunahm, nie abnehmen konnte. Das hatte mich Willen nichts zu tun. Übergewicht entwickelt ab einem bestimmten Gewicht eine Eigendynamik, es werden Hormone produziert, die Heisshungerattacken und ständiges Hungergefühl auslösen, die das Sättigungsgefühl lahm legen, es ist ein so komplexes Thema.
Irgendwann ist man nämlich an dem Punkt, da kann man mit eisernem Willen und Disziplin nicht mehr allein gegen an.

Ich habe geheult die Tage, richtig geheult. Natürlich freue ich mich auf ein gesünderes, schlankeres Leben. Aber ich kann es noch garnicht richtig greifen, nicht in den Kopf kriegen.

Wenn alles gut geht, dann werde ich bis zu meinem Geburtstag im Februar mind. 20 kg weniger wiegen, wenn nicht noch mehr. Irre.

Ich werd wieder ein Mensch, ich meine rein optisch. Ich hoffe, ich werde mich innerlich nicht verändern. Das wäre für mich schlimm.

So meine Lieben, drückt mir die Daumen, und falls ich irgendwelchen sentimentalen Quatsch schreibe die nächsten Tage, dann seht es mir nach, ich bin so durch den Wind, ich hätte so große Lust auf eine dicke Tüte und nen Schnaps.

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